Der Einkauf

Kapitel 60 - 18. Juni 2007


Paul hatte sich beim Frühstück sehr bemüht, so zu tun, als sei gar nichts gewesen. Er zeigte sich von seiner liebenswürdigsten Seite. Als ihm das alles nicht half, stellte er seinen Ausbruch als ganz natürlichen Reflex auf Claudias ewiges Generve dar. Jedem anderen wäre es genauso ergangen wie ihm. Jedem wäre es irgendwann zuviel gewesen, immer wieder als negativ, unnormal und damit letztendlich als ein wenig verrückt hingestellt zu werden. Er sei ja wirklich den ganzen Sonntag positiv gewesen. Und kaum sagte er abends nur einmal 'So ein Unsinn', schon wird er wieder abgestempelt und in die alte Schublade geworfen. Dabei hätte er im Internet etwas gelesen, das sogar sie, seine Damen, als Unsinn abgetan hätten.

"Schwachsinn hast du gesagt.", korrigierte ihn Alexandra. "Was hast du denn gelesen?", wollte sie wissen. Soweit waren sie ihm also schon gefolgt. Damit hatte er sie auf der richtigen Schiene. Jetzt brauchte er nur noch eine plausible Antwort.
"Kannst du mir bitte mal die Kalbsleberwurst rüberreichen?", bat er Claudia. "Danke! Ich glaube, es ging um die Schulreform und darum, dass der Artikel sich für eine Abschaffung der Gymnasien aussprach, mit dem Argument, nur so die schulischen Leistungen auf ein international konkurrenzfähiges Niveau anheben zu können. Du kennst ja die Pisa-Debatte."
"Das ist wirklich der größte Quatsch! Mama! Ich hab keine Lust mit den Typen aus der Realschule zusammen in eine Klasse zu gehen. Mit den Chaoten aus der Volksschule erst recht nicht. Dann geh ich lieber ab!"
"Sag ich doch! Nach Mamas Negativismus-Positivismus-Theorie hätte ich diesen Unsinn noch gutheißen sollen.", fühlte sich Paul schon wieder viel besser. Da hatte er sich noch einmal herausgewunden.

Nach einem Blick auf die Uhr ließen sie alles stehen und liegen. Sie waren spät dran. Alexandra suchte ihre Habseligkeiten für den Tag zusammen. Claudia unterzog ihr Äußeres vor dem Spiegel einer letzten Inspektion und Paul holte den Wagen. Mit fliegenden Fahnen ging es nach Heerhugowaard, wo sie dann aber doch noch fünf Minuten auf den Zug nach Amsterdam warteten. Paul winkte seinen Damen hinterher. Er ging an seinem BMW vorbei, überquerte den Parkplatz und die Straße, auf deren anderer Seite er eine Bank mit Geldautomat gesehen hatte. Er wollte den Camcorder bar bezahlen. Für die Hausarbeiten hatte er noch den ganzen Tag Zeit. Also fuhr er gleich weiter nach Alkmaar. Insgeheim fürchtete er, dass der SONY-Camcorder dort nicht vorrätig sein würde und er entweder einen anderen nehmen oder sich doch noch nach Amsterdam aufmachen müsste. Oder war das zu negativ gedacht? Paul musste über sich selbst schmunzeln.

Und siehe da, es war zu negativ gedacht. Obwohl das Geschäft keine große Auswahl bot, nicht mehr als vielleicht zwölf verschiedene Camcorder, war seiner dabei. Er unterhielt sich mit dem Verkäufer auf Englisch, ließ sich alle Funktionen erklären und probierte sie gleich im Laden aus. Zuerst verschlug ihm der Zoom die Sprache. Das war ja unglaublich. Dann war es der Preis. Er meinte sich zu erinnern, dass er im Internet etwas von 'ab 439' gelesen hatte. Hier sollte der Camcorder 698 Euro kosten. Er hätte es sich eigentlich denken können. Die Internetshops sind immer etwas günstiger, da sie ohne Ladenmiete etc. ganz anders kalkulieren können. Und bei Angeboten mit dem kleinen Wörtchen 'ab' war ja immer Vorsicht geboten. So gesehen gingen die 698 Euro wahrscheinlich sogar in Ordnung. Der Ersatzakku kostete auch noch einmal 78 Euro. Paul zahlte bar.

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Paul

Outplacement (Kriminalroman)

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in meinem autobiografischen Kriminalroman, der sich seit dem 30. Oktober 2007 in Arbeit befindet. (Sollte Ihre Startseite nur ein Kapitel des Romans zeigen, klicken Sie bitte oben auf PAUL.) Für mich geht es beim Schreiben in erster Linie darum, die Geschehnisse der letzten Monate aufzuarbeiten, soweit dieses überhaupt möglich sein wird. Ich möchte hier nichts beschönigen, nichts zu erklären versuchen, mich weder rechtfertigen noch selbstbezichtigen, sondern Abstand gewinnen. Zeit zum Schreiben habe ich in diesen Tagen und Wochen weiß Gott genug. Er möge mir auch die nötige Kraft und Hoffnung geben, um den Roman und mein Leben zu einem guten Ende zu bringen. Der Gedanke daran, dass Sie und andere Leser an meinem Schicksal teilnehmen, ist tröstlich und hilfreich. Ich danke Ihnen!

Was erwartet Sie?

Ohne zuviel vorwegzunehmen: Sicherlich keine leichte Unterhaltung! Aus der Sicht desjenigen, der die Geschichte durchlebt hat, kann von 'leicht' keine Rede sein. Es geht um Hörstürze, Arbeitsplatzverlust, Aufhebungsvertrag, Midlife-Krise, Globalisierung, Outsourcing, Outplacement und Sozialabbau. Aber auch um eine kritische Grundeinstellung und eine recht unglückliche Kettenreaktion. Paul war Personalleiter mit viel Sympathie für Betriebsräte und Arbeitnehmerinteres- sen. Sie erfahren ganz viel über Paul, seine Familie, sein Lieblingsland Italien, seine Urlaubsreisen, Holland, Indien, Japan, China, das Go-Spiel, Hamburg, die Alster und 'seinen' HSV, Schleswig-Holstein, Quickborn, die Bee Gees und, ob Sie wollen oder nicht, über die 'gute' alte Zeit.

INHALT (bisher)


Moin, ich bin Paul!

Eine Art Vorwort ...

1 Ausblick ........... 2 Frühstückstisch ... 3 Ins Netz gegangen 4 Die Achillesferse . 5 Das Mittelmeer ... 6 Gastschüler ....... 7 Tour de France ... 8 Michi ............... 9 Aan Zee ........... 10 Grundsatz- diskussion ........... 11 Der Kongress .... 12 Die Macher ...... 13 Bergen ........... 14 Wilhemminalaan 15 InterRail ......... 16 Für Marijke ...... 17 Die Kernspaltung 18 Personal- management ........ 19 Simmungs- schwankung ......... 20 Die Referenten .. 21 Gmail ............. 22 Die Biografie .... 23 An der Alster ..... 24 Das Hotel ......... 25 Global ............ 26 Das Aquarium .... 27 Die Enten ......... 28 Die Fütterung .... 29 Purismus .......... 30 Hochsitze ....... 31 Eine richtige Familie ............... 32 Tönning .......... 33 Jojo .............. 34 Fußball ............ 35 Café au lait ...... 36 Führungs- grundsätze ........... 37 Uganda ............ 38 Im Internet ....... 39 Volendam ......... 40 Das Abendblatt .. 41 SONY ............. 42 Der Schwindel ... 43 Camcorder ....... 44 Die Einstellung ... 45 Piazza dei Miracoli .............. 46 Go ................. 47 Der Mensch ....... 48 Der Anruf ......... 49 Im Laufschritt .... 50 Besinnung ........ 51 Alles OK .......... 52 Positives Denken 53 Die Bootsfahrt ... 54 Indien.............. 55 Ein Traum ........ 56 Königsberger Klopse ................ 57 Negativ ........... 58 Bella Napoli ...... 59 Schizophrenie ... 60 Der Einkauf ...... 61 Betriebliche Altersversorgung .... 62 Durchgang verboten ............. 63 Finanzamt Elmshorn ............. 64 Woodstock ....... 65 Der letzte Tag ... 66 Im Wald .......... 67 Das Gespräch .... 68 Die Mutprobe .... 69 Die Bee Gees .... 70 Goede namiddag!
FORTSETZUNG FOLGT

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Assembly
Never Never

Badfinger
Baby Blue

Bee Gees
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Golden Earing
When The Lady Smiles

John Fogerty
Rock And Roll Girl

Journey
Faithfully

Lake
Do I Love You

Manfred Mann
You Angel You

Marc Anthony
You Sang To Me

Mink DeVille
Each Word's A Beat Of My Heart

O-Town
These Are The Days

Paper Lace
Love Song

Peter Gabriel
Solsbury Hill

Queen
I Want To Break Free

Stevie Nicks
Talk To Me

Train
Drops Of Jupiter

Tremeloes
(Call Me) Number One

White Lion
You're All I Need

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