Im Internet
Kapitel 38 - 15. Juni 2007
Claudia war sofort eingeschlafen. Sie ging immer vor Paul ins Bett. Angeblich weil Paul schnarchte. Paul vermutete, dass mehr dahinter steckte. Es schien ihm, als wolle sie nicht mehr mit ihm ins Bett gehen. Aber das war nach so vielen Jahren Ehe wahrscheinlich ganz normal. Paul war nicht besonders unglücklich über diese jahrelange Übung, denn er war ein Nachtmensch, ging gern spät schlafen und stand ebenso gern spät auf. Schon während seiner Studentenzeit hatte er oft bis drei Uhr in der Nacht gearbeitet oder auch gelesen. Er hatte Aufzeichnungen zusammengefasst, die er während der Vorlesungen machte, Vorträge vorbereitet und für Klausuren gelernt oder auch Musil gelesen und sich Schacheröffnungen angesehen und Partien analysiert. Dafür war er erst gegen elf Uhr aufgestanden, hatte sein Bett gemacht und hochgeklappt, die kleine Wohnung seiner Eltern durchgesaugt und den Müll nach unten gebracht. Gerade rechtzeitig, bevor seine Mutter um halb eins von der Arbeit kam.
Vormittags verbot ihm sein Biorythmus größere Anstrengungen. Am Abend ging ihm die Arbeit dagegen leicht von der Hand. Als leitender Angestellter hatte er immer erst abends Zeit und Ruhe gefunden, um Geschäftsleitungsvorlagen, Betriebsvereinbarungen, Sitzungsprotokolle und betriebliche Bekanntmachungen zu formulieren oder sonstigen Schriftverkehr zu diktieren. Die Stapel von Unterschriftenmappen nicht zu vergessen, die seine Sekretärin und seine Abteilungen jeden Tag produzierten, voll mit Arbeitsverträgen, Gehaltserhöhungsschreiben, Abmahnungen, Verträgen mit Referenten für innerbetriebliche Seminarveranstaltungen und jeder Menge Rechnungen, die bei einem Rechnungsbetrag von mehr als 2000 DM auch seiner Unterschrift bedurften. Bis auf den Marketingleiter der Consumersparte, ein oder zwei Abteilungsleiter, wenige Mitarbeiter der Datenverarbeitung und den Pförtner war er dann meist der Einzige im Büro gewesen.
Paul zog das ISDN-Kabel aus Alexandras Lap, schnappte sich den von Claudia und nahm ihn mit ins Bett. Er surfte ein wenig. Das Wetter in Nordholland sollte auch die kommenden Tage so schön bleiben. Sein E-Mail-Postfach hatte keine Eingänge von Bedeutung zu verzeichnen. Er las viel über Uganda und die Berggorillas. Es schien ihm, als wenn der HIV-Virus dabei war, Südostafrika zu entvölkern. Aber was kümmerte das die Welt und vor allem die Cabriofahrer in Deutschland!? Eine Homepage oder eine E-Mail-Adresse ihrer Tischnachbarn und Gesprächspartner aus dem Portofino fand er nicht. Der HSV hatte bislang nur Zidan gekauft. Ja, wenn es der Zinédine Zidan gewesen wäre, hätte er sich auf der Stelle per Internet eine Dauersitzplatzkarte bestellt. Vorkaufsrecht besaß er, denn er war seit mehr als 37 Jahren Vereinsmitglied. Zu seinem 25-jährigen Vereinsjubiläum hatte ihm Uwe Seeler im Lindenhof, dem Lokal beim Trainingsgelände am Ochsenzoll, persönlich die silberne Ehrennadel überreicht. Uwe war damals HSV-Präsident gewesen.
Paul survte weiter. Die Bayern hatten sich nach Toni, Ribéry und Jansen jetzt auch noch mit Klose verstärkt. Van Buyten, dem ehemaligen HSV-Kapitän, den die Bayern letzte Saison abgeworben hatten, drohte nun dort die Ersatzbank. Die Vereine sollten sich in Ein- und Verkaufsvereine oder besser noch in Im- und Exportclubs umbenennen, dachte Paul mit Wehmut. Spieler mit einer Vereinzugehörigkeit von mehr als drei Jahren waren heute eine Seltenheit. Und deutsche Spieler erst recht. Mit Frank Rost gehörte gerade noch ein deutscher Spieler zur erwarteten Stammelf seines HSV. Rost spielte seit einem halben Jahr für den HSV. Dafür kamen elf Spieler des aktuellen HSV-Kaders aus Afrika oder hatten afrikanische Vorfahren. Da würde der HIV-Virus langfristig etwas dran ändern, dachte Paul sarkastisch. Anschließend ärgerte er sich darüber. Er hasste solche Sprüche, wenn sie von anderen geäußert wurden. Eigentlich hoffte er inständig, dass sich außer Bill Gates und Bono endlich noch weitere einflussreiche Persönlichkeiten der Aids-Problematik annehmen würden.
Er wechselte das Thema und googelte camcorder. Er las Testberichte, besuchte die Homepages von SONY und Panasonic und war überrascht, was für ein paar hundert Euro alles möglich war. Er entschied sich letztendlich für den Panasonic HDD-Camcorder SDR-H250EG-S, der mit ca. 800 Euro preislich im Mittelfeld lag, ihm für seine Anforderungen aber ganz gut geeignet schien. Er speicherte die interessantesten Seiten unter Favoriten, verließ das Internet und schlief zufrieden ein.
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Claudia war sofort eingeschlafen. Sie ging immer vor Paul ins Bett. Angeblich weil Paul schnarchte. Paul vermutete, dass mehr dahinter steckte. Es schien ihm, als wolle sie nicht mehr mit ihm ins Bett gehen. Aber das war nach so vielen Jahren Ehe wahrscheinlich ganz normal. Paul war nicht besonders unglücklich über diese jahrelange Übung, denn er war ein Nachtmensch, ging gern spät schlafen und stand ebenso gern spät auf. Schon während seiner Studentenzeit hatte er oft bis drei Uhr in der Nacht gearbeitet oder auch gelesen. Er hatte Aufzeichnungen zusammengefasst, die er während der Vorlesungen machte, Vorträge vorbereitet und für Klausuren gelernt oder auch Musil gelesen und sich Schacheröffnungen angesehen und Partien analysiert. Dafür war er erst gegen elf Uhr aufgestanden, hatte sein Bett gemacht und hochgeklappt, die kleine Wohnung seiner Eltern durchgesaugt und den Müll nach unten gebracht. Gerade rechtzeitig, bevor seine Mutter um halb eins von der Arbeit kam.
Vormittags verbot ihm sein Biorythmus größere Anstrengungen. Am Abend ging ihm die Arbeit dagegen leicht von der Hand. Als leitender Angestellter hatte er immer erst abends Zeit und Ruhe gefunden, um Geschäftsleitungsvorlagen, Betriebsvereinbarungen, Sitzungsprotokolle und betriebliche Bekanntmachungen zu formulieren oder sonstigen Schriftverkehr zu diktieren. Die Stapel von Unterschriftenmappen nicht zu vergessen, die seine Sekretärin und seine Abteilungen jeden Tag produzierten, voll mit Arbeitsverträgen, Gehaltserhöhungsschreiben, Abmahnungen, Verträgen mit Referenten für innerbetriebliche Seminarveranstaltungen und jeder Menge Rechnungen, die bei einem Rechnungsbetrag von mehr als 2000 DM auch seiner Unterschrift bedurften. Bis auf den Marketingleiter der Consumersparte, ein oder zwei Abteilungsleiter, wenige Mitarbeiter der Datenverarbeitung und den Pförtner war er dann meist der Einzige im Büro gewesen.
Paul zog das ISDN-Kabel aus Alexandras Lap, schnappte sich den von Claudia und nahm ihn mit ins Bett. Er surfte ein wenig. Das Wetter in Nordholland sollte auch die kommenden Tage so schön bleiben. Sein E-Mail-Postfach hatte keine Eingänge von Bedeutung zu verzeichnen. Er las viel über Uganda und die Berggorillas. Es schien ihm, als wenn der HIV-Virus dabei war, Südostafrika zu entvölkern. Aber was kümmerte das die Welt und vor allem die Cabriofahrer in Deutschland!? Eine Homepage oder eine E-Mail-Adresse ihrer Tischnachbarn und Gesprächspartner aus dem Portofino fand er nicht. Der HSV hatte bislang nur Zidan gekauft. Ja, wenn es der Zinédine Zidan gewesen wäre, hätte er sich auf der Stelle per Internet eine Dauersitzplatzkarte bestellt. Vorkaufsrecht besaß er, denn er war seit mehr als 37 Jahren Vereinsmitglied. Zu seinem 25-jährigen Vereinsjubiläum hatte ihm Uwe Seeler im Lindenhof, dem Lokal beim Trainingsgelände am Ochsenzoll, persönlich die silberne Ehrennadel überreicht. Uwe war damals HSV-Präsident gewesen.
Paul survte weiter. Die Bayern hatten sich nach Toni, Ribéry und Jansen jetzt auch noch mit Klose verstärkt. Van Buyten, dem ehemaligen HSV-Kapitän, den die Bayern letzte Saison abgeworben hatten, drohte nun dort die Ersatzbank. Die Vereine sollten sich in Ein- und Verkaufsvereine oder besser noch in Im- und Exportclubs umbenennen, dachte Paul mit Wehmut. Spieler mit einer Vereinzugehörigkeit von mehr als drei Jahren waren heute eine Seltenheit. Und deutsche Spieler erst recht. Mit Frank Rost gehörte gerade noch ein deutscher Spieler zur erwarteten Stammelf seines HSV. Rost spielte seit einem halben Jahr für den HSV. Dafür kamen elf Spieler des aktuellen HSV-Kaders aus Afrika oder hatten afrikanische Vorfahren. Da würde der HIV-Virus langfristig etwas dran ändern, dachte Paul sarkastisch. Anschließend ärgerte er sich darüber. Er hasste solche Sprüche, wenn sie von anderen geäußert wurden. Eigentlich hoffte er inständig, dass sich außer Bill Gates und Bono endlich noch weitere einflussreiche Persönlichkeiten der Aids-Problematik annehmen würden.
Er wechselte das Thema und googelte camcorder. Er las Testberichte, besuchte die Homepages von SONY und Panasonic und war überrascht, was für ein paar hundert Euro alles möglich war. Er entschied sich letztendlich für den Panasonic HDD-Camcorder SDR-H250EG-S, der mit ca. 800 Euro preislich im Mittelfeld lag, ihm für seine Anforderungen aber ganz gut geeignet schien. Er speicherte die interessantesten Seiten unter Favoriten, verließ das Internet und schlief zufrieden ein.
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Paul - Outplacement - 2. Jan, 23:54
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