An der Alster

Kapitel 23 - 14. Juni 2007


Paul stellte seinen BMW auf den letzten Stellplatz, in den er rückwärts einparkte. Im Rückspiegel sah er gepflegten Rasen. Gute zwanzig Meter dahinter begann der Wald. Die Parkplätze bestanden wie ihre Zuwegung aus zwei Reihen in den Rasen eingesetzter grauer Pflastersteine. Meterhoher Rhododendron trennte die einzelnen Stellplätze voneinander. Wenn ein Parkplatz diese Bezeichnung zu Recht verdient hatte, dann war es dieser! Ein Platz mitten im Park! Beim Aussteigen bewunderte Paul auch den See. Lang gestreckt mit nahezu geradlinigen Ufern wirkte er wie eine der Grachten, die das Landschaftsbild in Nordholland prägen. Er zog sein dunkelgraues Sakko über sein weißes Hemd und steckte Handy und Digitalkamera ein.

Über eine Holzbrücke gelangte er zum Eingang. Ein Aluminiumschild verriet ganz dezent den Namen: Bosvrede. Waldfrieden, übersetzte Paul und war sich sicher, für diesen friedlichen Ort mitten im Wald konnte es keinen passenderen Namen geben. Erst jetzt fiel ihm ein, dass es in Quickborn ein Hotel gleichen Namens gab. Das Hotel Waldfrieden lag im Norden von Quickborn, an der Kieler Straße Richtung Bilsen. Paul kannte das Hotel seit seinem zwölften Lebensjahr. Als er bei seinen Eltern in Norderstedt wohnte, war er einmal die fast zehn Kilometer zum Waldfrieden geradelt. Damals logierte hier die Bundesligaelf des HSV vor ihren Heimspielen im Volksparkstadion und Paul hatte auf das eine oder andere Autogramm gehofft. Da er zu zurückhaltend war und nicht wie andere einfach ins Hotel stürmte, war er damals leer ausgegangen.

Heute würde Paul das Hotel betreten. Er sah sich noch einmal um. Die Hotelanlage war nicht eingezäunt. Ganz anders als in Deutschland, wo jeder Häuschen- oder Kleingartenbesitzer am liebsten Steinmauern oder doch wenigstens Stahlzäune um sein Grundstück baute, gab es in Holland überwiegend kleine Hecken oder aber auch gar keine Abgrenzungen. Er betrat das Hotel. Durch die modern und großzügig gestaltete Empfangshalle gelangte er unbehelligt in das Restaurant und von dort auf die Terrasse. Den Garten betrat er nicht, aber er warf einen Blick auf den rückwärtigen Teil des Gebäudes. Die Zimmer befanden sich im ersten, obersten Stock. Jede Zimmerfront bestand aus einem einzigen großen Fenster.

Paul kannte diese großen vom Boden bis zur Decke reichenden Fensterscheiben. Ein Freund von Michi bewohnte in Hamburg-Winterhude eine gemietete 200 Quadratmeter Penthousewohnung. Die Fensterfront des Wohnbereichs bestand aus zwei hintereinander verschiebbaren Glastüren. Durch sie trat man auf die Dachterrasse.


Aussenalster-unweit-von-Michis-Freund

Paul erinnerte sich an die schönen Häuser an der Außenalster


Das Alsterpanorama war beeindruckend, nicht weit entfernt Bobby Reich, das beliebte an der nördlichen Ecke der Außenalster gelegene Café. Michis Freund war Art-Director einer erfolgreichen Werbeagentur. Michi hatte Paul einmal zu einer Party an die Alster mitgenommen. Von ihm wusste er, dass der Freund mittlerweile mit fünf Prozent an der Werbeagentur beteiligt war. Das sollte in der Branche üblich sein, um zu verhindern, dass gute Mitarbeiter ihre eigene Agentur gründeten und gute Kunden mitnahmen.

Paul hatte sich auf der Party nicht sehr wohl gefühlt. Wichtigtuerei, oberflächlicher Smalltalk über Geschäfts-, Wochenend- und Weltreisen ödeten ihn an. Ambiente und Buffet waren allerdings erstklassig gewesen. Die vor dem Penthouse stehenden Cabrios ebenfalls. Paul hatte selten so viele von ihnen auf einem Fleck gesehen.

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Paul

Outplacement (Kriminalroman)

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in meinem autobiografischen Kriminalroman, der sich seit dem 30. Oktober 2007 in Arbeit befindet. (Sollte Ihre Startseite nur ein Kapitel des Romans zeigen, klicken Sie bitte oben auf PAUL.) Für mich geht es beim Schreiben in erster Linie darum, die Geschehnisse der letzten Monate aufzuarbeiten, soweit dieses überhaupt möglich sein wird. Ich möchte hier nichts beschönigen, nichts zu erklären versuchen, mich weder rechtfertigen noch selbstbezichtigen, sondern Abstand gewinnen. Zeit zum Schreiben habe ich in diesen Tagen und Wochen weiß Gott genug. Er möge mir auch die nötige Kraft und Hoffnung geben, um den Roman und mein Leben zu einem guten Ende zu bringen. Der Gedanke daran, dass Sie und andere Leser an meinem Schicksal teilnehmen, ist tröstlich und hilfreich. Ich danke Ihnen!

Was erwartet Sie?

Ohne zuviel vorwegzunehmen: Sicherlich keine leichte Unterhaltung! Aus der Sicht desjenigen, der die Geschichte durchlebt hat, kann von 'leicht' keine Rede sein. Es geht um Hörstürze, Arbeitsplatzverlust, Aufhebungsvertrag, Midlife-Krise, Globalisierung, Outsourcing, Outplacement und Sozialabbau. Aber auch um eine kritische Grundeinstellung und eine recht unglückliche Kettenreaktion. Paul war Personalleiter mit viel Sympathie für Betriebsräte und Arbeitnehmerinteres- sen. Sie erfahren ganz viel über Paul, seine Familie, sein Lieblingsland Italien, seine Urlaubsreisen, Holland, Indien, Japan, China, das Go-Spiel, Hamburg, die Alster und 'seinen' HSV, Schleswig-Holstein, Quickborn, die Bee Gees und, ob Sie wollen oder nicht, über die 'gute' alte Zeit.

INHALT (bisher)


Moin, ich bin Paul!

Eine Art Vorwort ...

1 Ausblick ........... 2 Frühstückstisch ... 3 Ins Netz gegangen 4 Die Achillesferse . 5 Das Mittelmeer ... 6 Gastschüler ....... 7 Tour de France ... 8 Michi ............... 9 Aan Zee ........... 10 Grundsatz- diskussion ........... 11 Der Kongress .... 12 Die Macher ...... 13 Bergen ........... 14 Wilhemminalaan 15 InterRail ......... 16 Für Marijke ...... 17 Die Kernspaltung 18 Personal- management ........ 19 Simmungs- schwankung ......... 20 Die Referenten .. 21 Gmail ............. 22 Die Biografie .... 23 An der Alster ..... 24 Das Hotel ......... 25 Global ............ 26 Das Aquarium .... 27 Die Enten ......... 28 Die Fütterung .... 29 Purismus .......... 30 Hochsitze ....... 31 Eine richtige Familie ............... 32 Tönning .......... 33 Jojo .............. 34 Fußball ............ 35 Café au lait ...... 36 Führungs- grundsätze ........... 37 Uganda ............ 38 Im Internet ....... 39 Volendam ......... 40 Das Abendblatt .. 41 SONY ............. 42 Der Schwindel ... 43 Camcorder ....... 44 Die Einstellung ... 45 Piazza dei Miracoli .............. 46 Go ................. 47 Der Mensch ....... 48 Der Anruf ......... 49 Im Laufschritt .... 50 Besinnung ........ 51 Alles OK .......... 52 Positives Denken 53 Die Bootsfahrt ... 54 Indien.............. 55 Ein Traum ........ 56 Königsberger Klopse ................ 57 Negativ ........... 58 Bella Napoli ...... 59 Schizophrenie ... 60 Der Einkauf ...... 61 Betriebliche Altersversorgung .... 62 Durchgang verboten ............. 63 Finanzamt Elmshorn ............. 64 Woodstock ....... 65 Der letzte Tag ... 66 Im Wald .......... 67 Das Gespräch .... 68 Die Mutprobe .... 69 Die Bee Gees .... 70 Goede namiddag!
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Rock And Roll Girl

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Lake
Do I Love You

Manfred Mann
You Angel You

Marc Anthony
You Sang To Me

Mink DeVille
Each Word's A Beat Of My Heart

O-Town
These Are The Days

Paper Lace
Love Song

Peter Gabriel
Solsbury Hill

Queen
I Want To Break Free

Stevie Nicks
Talk To Me

Train
Drops Of Jupiter

Tremeloes
(Call Me) Number One

White Lion
You're All I Need

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