Die Kernspaltung
Kapitel 17 - 14. Juni 2007
Paul war früh aufgewacht. Noch im Bett ließ er die Bilder des gestrigen Tages Revue passieren: Den Ausblick aus ihrem Ferienapartment, Claudias dicke Ferse, die Bootstour mit Alexandra, die Fahrradwege mit den kleinen separaten Ampelanlagen für die Radler, sein Minibier, den kilometerlangen Nordseestrand, das Best Western Marijke, das Bosvrede, die kalten Spaghetti, die Wilheminalaan, Für Elise, Marijke Vrede, QuoVadis@Gmail.nl und Video4all. Er hatte das Gefühl, schon länger als nur einen Tag im Urlaub zu sein.
Trotzdem wollte bei ihm noch kein rechtes Urlaubsfeeling aufkommen. Das lag zu einem kleinen Teil am fehlenden Mittelmeer und am frischen Klima. Aber vor allem lag es daran, dass sie noch nicht wirklich zusammen urlaubten. Ihre Urlaube waren immer Familienurlaube gewesen. Es waren Urlaube, in denen die Teilung ihrer Familie in zwei Hälften, Claudia und Alexandra auf der einen Seite und ihm, Paul, auf der anderen, aufgehoben war. Die restliche Zeit der Jahre, die gesamte Nichturlaubszeit, hatte die Teilung bestand. Diese Teilung ihrer Familie ging einher mit dem, was bei Paul unter dem Begriff Kernspaltung gedanklich verarbeitet wurde. Der Kern war für Paul die Keimzelle ihrer Familie, die Beziehung zwischen Claudia und ihm, ihre Ehe, ihre Liebe. Aber nur Paul war es, so kam es ihm jedenfalls vor, der die Teilung der Familie und auch die Kernspaltung überhaupt wahrnahm, der sie empfand, bedauerte aber letztlich hingenommen hatte. Claudia und Alexandra hatten vor vielen, vielen Jahren einen neuen Kern gebildet und litten ganz offensichtlich keinerlei Mangel.
Paul wollte sich trotzdem auf das gemeinsame Frühstück freuen. Nach nur einem Urlaubstag sollte er nicht zu viel erwarten. Claudia lag im Bett und las in ihrem Taschenbuch. Alexandra schlief. Paul machte sich nach seiner Morgentoilette zu Fuß auf den Weg zum nahe gelegenen Einkaufszentrum. Es hatte ein wenig geregnet. Im Supermarkt kam er gleich hinter dem Eingang am Brot vorbei, das meiste amerikanisch labberig. Ein Drittel des Brotangebotes, so schien es Paul, bestand aus Rosinenbrot, Rosinenbrot mit Marzipan, Rosinenbrötchen und das, was sie in Norddeutschland Klöben oder Pudel nannten. Paul entschied sich ohne Umschweife für das mit Marzipan.
Die große Käseecke beeindruckte Paul.
Die runden Käselaiber stapelten sich bis unter die Decke. Edamer, Leerdammer und Gouda. Junger Gouda, Gouda mittleren Alters, alter Gouda. Paul besorgte frische Vollmilch, jungen Gouda und Kalbsleberwurst. Die Brötchen kaufte er im Center beim Bäcker. Die Holländer ließen fünfe grade sein. Im Supermarkt zahlte Paul statt der errechneten 6,02 Euro sechs Euro, dafür beim Bäcker nicht 2,19 sondern zwei Euro und zwanzig Cent. Als ordentlicher, korrekter Norddeutscher wusste Paul nicht, ob er das gutfinden sollte.
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Paul war früh aufgewacht. Noch im Bett ließ er die Bilder des gestrigen Tages Revue passieren: Den Ausblick aus ihrem Ferienapartment, Claudias dicke Ferse, die Bootstour mit Alexandra, die Fahrradwege mit den kleinen separaten Ampelanlagen für die Radler, sein Minibier, den kilometerlangen Nordseestrand, das Best Western Marijke, das Bosvrede, die kalten Spaghetti, die Wilheminalaan, Für Elise, Marijke Vrede, QuoVadis@Gmail.nl und Video4all. Er hatte das Gefühl, schon länger als nur einen Tag im Urlaub zu sein.
Trotzdem wollte bei ihm noch kein rechtes Urlaubsfeeling aufkommen. Das lag zu einem kleinen Teil am fehlenden Mittelmeer und am frischen Klima. Aber vor allem lag es daran, dass sie noch nicht wirklich zusammen urlaubten. Ihre Urlaube waren immer Familienurlaube gewesen. Es waren Urlaube, in denen die Teilung ihrer Familie in zwei Hälften, Claudia und Alexandra auf der einen Seite und ihm, Paul, auf der anderen, aufgehoben war. Die restliche Zeit der Jahre, die gesamte Nichturlaubszeit, hatte die Teilung bestand. Diese Teilung ihrer Familie ging einher mit dem, was bei Paul unter dem Begriff Kernspaltung gedanklich verarbeitet wurde. Der Kern war für Paul die Keimzelle ihrer Familie, die Beziehung zwischen Claudia und ihm, ihre Ehe, ihre Liebe. Aber nur Paul war es, so kam es ihm jedenfalls vor, der die Teilung der Familie und auch die Kernspaltung überhaupt wahrnahm, der sie empfand, bedauerte aber letztlich hingenommen hatte. Claudia und Alexandra hatten vor vielen, vielen Jahren einen neuen Kern gebildet und litten ganz offensichtlich keinerlei Mangel.
Paul wollte sich trotzdem auf das gemeinsame Frühstück freuen. Nach nur einem Urlaubstag sollte er nicht zu viel erwarten. Claudia lag im Bett und las in ihrem Taschenbuch. Alexandra schlief. Paul machte sich nach seiner Morgentoilette zu Fuß auf den Weg zum nahe gelegenen Einkaufszentrum. Es hatte ein wenig geregnet. Im Supermarkt kam er gleich hinter dem Eingang am Brot vorbei, das meiste amerikanisch labberig. Ein Drittel des Brotangebotes, so schien es Paul, bestand aus Rosinenbrot, Rosinenbrot mit Marzipan, Rosinenbrötchen und das, was sie in Norddeutschland Klöben oder Pudel nannten. Paul entschied sich ohne Umschweife für das mit Marzipan.
Die große Käseecke beeindruckte Paul.
Die runden Käselaiber stapelten sich bis unter die Decke. Edamer, Leerdammer und Gouda. Junger Gouda, Gouda mittleren Alters, alter Gouda. Paul besorgte frische Vollmilch, jungen Gouda und Kalbsleberwurst. Die Brötchen kaufte er im Center beim Bäcker. Die Holländer ließen fünfe grade sein. Im Supermarkt zahlte Paul statt der errechneten 6,02 Euro sechs Euro, dafür beim Bäcker nicht 2,19 sondern zwei Euro und zwanzig Cent. Als ordentlicher, korrekter Norddeutscher wusste Paul nicht, ob er das gutfinden sollte.
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Paul - Outplacement - 4. Nov, 14:36
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