Woodstock
Kapital 64 - 18. Juni 2007
Paul sah keine andere Möglichkeit mehr, sich seinem Ziel zu nähern. Gut, er hätte den Wagen entlang der sich mehrere hundert Meter durch den Wald schlängelnden Zufahrt parken können. Aber das wäre eher aufgefallen, als wenn er ihn gleich einfach mitten auf den Parkplatz stellte.
Die Zufahrt zum Hotel Bosvrede führte durch den Wald, den Paul zuvor vergebens zu Fuß zu durchqueren versucht hatte.
Paul hatte es sich sowieso gänzlich anders überlegt, er wollte seinen BMW nicht so weit weg stehen haben. Er fühlte sich sicherer, wenn er ihn in seiner Nähe wusste. Außerdem waren Teile des Parkplatzes vom Eingang und Empfang des Hotels her gar nicht einsehbar. Die Rhododendren bildeten nicht nur einen schönen Rahmen, sondern auch einen fast vollkommenen Sichtschutz. Die meisten Parkplätze waren nur vom oberen Stockwerk aus zu sehen. Dort befanden sich die Doppelzimmer, von denen, wie Paul wusste, einige nicht vermietet waren. Es war früher Nachmittag. Paul wählte doch keinen Platz in der Mitte. Er fuhr bis zum Ende durch und stellte sich rückwärts einparkend wieder auf denselben Platz, auf dem er bei seinem letzten Besuch gestanden hatte. Paul war ein Gewohnheitstier. Er ließ seinen Blick schweifen. Auf der oberen Etage war niemand zu sehen. Im Rückspiegel versuchte er die Entfernung zu den ersten Bäumen abzuschätzen. Er steckte seine Digitalkamera in seine linke Hosentasche. Das Handy ließ er im Wagen. Zum Hoteleingang war ihm die Sicht versperrt.
Paul mochte die immergrünen Rhododendren. Im Hamburger Stadtpark, in der Umgebung des Planetariums, waren sie besonders schön und zahlreich. Dort um die Ecke befand sich auch das Landhaus Walter, in dem er letztes Jahr mit Claudia zusammen eines seiner bewegendsten Konzerte gehört und erlebt hatte. Melanie war nach Hamburg gekommen. Die Melanie, die in jungen Jahren beim legendären Woodstock-Festival aufgetreten war, zusammen mit Jimi Hendrix, Joe Cocker, Joan Baez, Grateful Dead, Santana, Canned Heat, Janis Joplin, CCR, Ten Years After, Iron Butterfly - nein, die waren ja nicht aufgetreten, weil sie nicht ankamen. (Sie hatten am Flugplatz den geforderten Hubschrauber nicht gestellt bekommen) - Richie Havens mit der unvergessenen Improvisation Freedom, Blood Sweat & Tears, Crosby Stills & Nash - ihr erst zweiter Auftritt mit dem neuen Bandmitglied Neil Young, Jefferson Airplane, The Who, John Sebastian, Sly and the Family Stone, Mountain, Arlo Guthrie.
Paul kannte sie alle. Er kannte auch das David Crosby zugeschriebene Zitat "If you remember the sixties, you probably weren't there." Es spielte auf den allgemeinen Drogenkonsum jener Zeit an. Melanie hatte ihr Gefühl beschrieben: 'Sie sei wohl die einzige Musikerin gewesen, die in Woodstock nicht unter Drogen stand.' Auch viele der Festivalbesucher schwebten damals wie weggetreten in anderen Sphären. Deshalb auch der selbstironische Crosby Spruch 'Wer sich an die sechziger Jahre erinnert, der war wahrscheinlich nicht dabei gewesen.' Paul war dabei gewesen, wenn auch leider nicht in Woodstock. Er erinnerte sich genau und gern an jene Jahre. Er hatte ja auch kein einziges Mal Haschisch geraucht. Er hatte gar nicht geraucht. Aber es war trotzdem eine tolle Zeit gewesen. Eine Zeit des Aufbruchs zu neuen Werten und einer besseren Gesellschaft. Aber wen interessierte das heute noch? Vor allem ihn sollte das heute nicht interessieren!
Paul zwang sich zur Konzentration. Er wollte jetzt nur keine Fehler machen. Er sah sich noch einmal um und stieg aus.
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Paul sah keine andere Möglichkeit mehr, sich seinem Ziel zu nähern. Gut, er hätte den Wagen entlang der sich mehrere hundert Meter durch den Wald schlängelnden Zufahrt parken können. Aber das wäre eher aufgefallen, als wenn er ihn gleich einfach mitten auf den Parkplatz stellte.
Die Zufahrt zum Hotel Bosvrede führte durch den Wald, den Paul zuvor vergebens zu Fuß zu durchqueren versucht hatte.
Paul hatte es sich sowieso gänzlich anders überlegt, er wollte seinen BMW nicht so weit weg stehen haben. Er fühlte sich sicherer, wenn er ihn in seiner Nähe wusste. Außerdem waren Teile des Parkplatzes vom Eingang und Empfang des Hotels her gar nicht einsehbar. Die Rhododendren bildeten nicht nur einen schönen Rahmen, sondern auch einen fast vollkommenen Sichtschutz. Die meisten Parkplätze waren nur vom oberen Stockwerk aus zu sehen. Dort befanden sich die Doppelzimmer, von denen, wie Paul wusste, einige nicht vermietet waren. Es war früher Nachmittag. Paul wählte doch keinen Platz in der Mitte. Er fuhr bis zum Ende durch und stellte sich rückwärts einparkend wieder auf denselben Platz, auf dem er bei seinem letzten Besuch gestanden hatte. Paul war ein Gewohnheitstier. Er ließ seinen Blick schweifen. Auf der oberen Etage war niemand zu sehen. Im Rückspiegel versuchte er die Entfernung zu den ersten Bäumen abzuschätzen. Er steckte seine Digitalkamera in seine linke Hosentasche. Das Handy ließ er im Wagen. Zum Hoteleingang war ihm die Sicht versperrt.
Paul mochte die immergrünen Rhododendren. Im Hamburger Stadtpark, in der Umgebung des Planetariums, waren sie besonders schön und zahlreich. Dort um die Ecke befand sich auch das Landhaus Walter, in dem er letztes Jahr mit Claudia zusammen eines seiner bewegendsten Konzerte gehört und erlebt hatte. Melanie war nach Hamburg gekommen. Die Melanie, die in jungen Jahren beim legendären Woodstock-Festival aufgetreten war, zusammen mit Jimi Hendrix, Joe Cocker, Joan Baez, Grateful Dead, Santana, Canned Heat, Janis Joplin, CCR, Ten Years After, Iron Butterfly - nein, die waren ja nicht aufgetreten, weil sie nicht ankamen. (Sie hatten am Flugplatz den geforderten Hubschrauber nicht gestellt bekommen) - Richie Havens mit der unvergessenen Improvisation Freedom, Blood Sweat & Tears, Crosby Stills & Nash - ihr erst zweiter Auftritt mit dem neuen Bandmitglied Neil Young, Jefferson Airplane, The Who, John Sebastian, Sly and the Family Stone, Mountain, Arlo Guthrie.
Paul kannte sie alle. Er kannte auch das David Crosby zugeschriebene Zitat "If you remember the sixties, you probably weren't there." Es spielte auf den allgemeinen Drogenkonsum jener Zeit an. Melanie hatte ihr Gefühl beschrieben: 'Sie sei wohl die einzige Musikerin gewesen, die in Woodstock nicht unter Drogen stand.' Auch viele der Festivalbesucher schwebten damals wie weggetreten in anderen Sphären. Deshalb auch der selbstironische Crosby Spruch 'Wer sich an die sechziger Jahre erinnert, der war wahrscheinlich nicht dabei gewesen.' Paul war dabei gewesen, wenn auch leider nicht in Woodstock. Er erinnerte sich genau und gern an jene Jahre. Er hatte ja auch kein einziges Mal Haschisch geraucht. Er hatte gar nicht geraucht. Aber es war trotzdem eine tolle Zeit gewesen. Eine Zeit des Aufbruchs zu neuen Werten und einer besseren Gesellschaft. Aber wen interessierte das heute noch? Vor allem ihn sollte das heute nicht interessieren!
Paul zwang sich zur Konzentration. Er wollte jetzt nur keine Fehler machen. Er sah sich noch einmal um und stieg aus.
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Paul - Outplacement - 31. Mai, 21:15
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