Aan Zee
Kapitel 9 - 13. Juni 2007
Paul verließ das Fremdenverkehrsbüro und ließ das Fahrrad kurzerhand stehen. Er hatte 11,5 Kilometer zurückgelegt bei Nullkommanull CO2-Ausstoß. (Dass auch der nicht Auto fahrende Mensch mit dem eigenen Atem CO2 freisetzt, daran hatte er in diesem Moment nicht gedacht.) Er war mächtig stolz auf sich und gönnte sich auf der Terrasse vom Strandrestaurant ein Bier, dessen Größe ihn in Erstaunen versetzte. Das gehört wirklich mit Lupe serviert, ärgerte er sich. 0,2 cl – unglaublich!
In ihrem Schwedenurlaub hatte er vor Jahren im Supermarkt Spirituosenflaschen fotografiert, die in Originalgröße im Regal standen aber nur zu einem Viertel gefüllt waren. Paul hatte zunächst einen Alkoholiker unter dem Verkaufspersonal in Verdacht gehabt. Aber das musste mit der Gesetzgebung oder dem Steuersystem in Schweden zu tun haben. Die schwedischen Preise hatten jedenfalls 'Originalgröße'. Sein holländisches Bierglas war zwar bis zum Rand gefüllt, aber so klein, wie er es nicht für möglich gehalten hätte. Für den Größenvergleich lehnte er ein 2-Euro-Stück an das Glas und schoss ein Foto: Im Vordergrund wenig Bier, eine 2-Euro-Münze, seine Wandel- & Fietskaart, ein Stadtplan von Bergen, ein Hotelverzeichnis und im Hintergrund viel Nordsee.
Die Nordsee zeigte sich Paul von ihrer schönsten Seite
Bergen aan Zee hatte außer dem Fremdenverkehrsbüro, seinem schönen Strand und den Strandcafes nicht viel zu bieten. Eigentlich gar nichts, dachte Paul. Vielleicht noch das Seeaquarium, an dem er vorbei gegangen war. Das Minibier nicht zu vergessen, wo gab es so etwas schon. Ein weiteres bemerkenswertes Detail erkannte Paul, als er zu seinem Fahrrad zurückkam. Zufällig schaute er auf den Parkgebühren-Automaten, neben dem er sein Fahrrad geparkt hatte. Die Gebühr für eine Stunde Parken betrug 1,23 €! Nicht 1,00 €, nicht 1,50 €, nicht einmal 1,20 €, sondern 1,23 €! Und auch noch drei ungerade Ziffern in einer kleinen Parkgebühr! Das beschäftigte Paul. Wer mochte nur auf diesen Einfall gekommen sein? In Deutschland drohte jedem gleichermaßen kreativen Mitarbeiter, der auch noch die Unverfrorenheit, den Mut oder die Naivität besaß, solche Vorschläge zu unterbreiten, ganz schnell die Arbeitslosigkeit.
Es war bereits 17 Uhr 20, was Paul im ersten Moment verwunderte. Dann fiel ihm ein, dass sie erst um 11 Uhr mit dem Frühstück begonnen hatten. Um 20 Uhr, so hatte er versprochen, wollte er zurück sein in Broek op Langedijk. Er kalkulierte eine volle Stunde Fahrtzeit ein - trotz zu erwartendem Rückenwind vorsichtshalber etwas mehr als er für die Herfahrt gebraucht hatte. Blieben ihm für Bergen nur gut 1 ½ Stunden. Pauls Zeitplanung entspannte sich, als er das Hotelverzeichnis studierte und feststellte, dass es in Bergen weniger Hotels gab als er angenommen hatte. Unter ihnen nur ein einziges 5-Sterne- und auch nur ein 4-Sterne-Hotel, das Bosvrede und das Best-Western Hotel Marijke. Die beiden wollte er sich noch ansehen.
Während das 4-Sterne Best Western Marijke im Zentrum von Bergen direkt an der Dorpsstraat lag und Paul nicht besonders gefiel, war das Bosvrede im Nordwesten der Stadt in den Wald hinein gebaut. Es war wunderschön gelegen. Mit seinen 22 Zimmern und zehn Suiten war es klein, ja fast intim und vor allem - abgelegen. Es war umgeben von einem zum Hotel gehörenden elf Hektar großen, bewaldeten Dünengebiet. Paul war sich am Nachmittag sofort sicher gewesen, das ‚richtige’ Hotel gefunden zu haben. Er war vom Wind zerzaust und in Freizeitklamotten vom Fahrrad gestiegen. So wollte er das Hotel nicht betreten. Er hätte sowieso nicht mehr ausreichend Zeit gehabt, es von innen zu erkunden. Das hatte er sich für seinen nächsten Besuch vorgenommen.
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Paul verließ das Fremdenverkehrsbüro und ließ das Fahrrad kurzerhand stehen. Er hatte 11,5 Kilometer zurückgelegt bei Nullkommanull CO2-Ausstoß. (Dass auch der nicht Auto fahrende Mensch mit dem eigenen Atem CO2 freisetzt, daran hatte er in diesem Moment nicht gedacht.) Er war mächtig stolz auf sich und gönnte sich auf der Terrasse vom Strandrestaurant ein Bier, dessen Größe ihn in Erstaunen versetzte. Das gehört wirklich mit Lupe serviert, ärgerte er sich. 0,2 cl – unglaublich!
In ihrem Schwedenurlaub hatte er vor Jahren im Supermarkt Spirituosenflaschen fotografiert, die in Originalgröße im Regal standen aber nur zu einem Viertel gefüllt waren. Paul hatte zunächst einen Alkoholiker unter dem Verkaufspersonal in Verdacht gehabt. Aber das musste mit der Gesetzgebung oder dem Steuersystem in Schweden zu tun haben. Die schwedischen Preise hatten jedenfalls 'Originalgröße'. Sein holländisches Bierglas war zwar bis zum Rand gefüllt, aber so klein, wie er es nicht für möglich gehalten hätte. Für den Größenvergleich lehnte er ein 2-Euro-Stück an das Glas und schoss ein Foto: Im Vordergrund wenig Bier, eine 2-Euro-Münze, seine Wandel- & Fietskaart, ein Stadtplan von Bergen, ein Hotelverzeichnis und im Hintergrund viel Nordsee.
Die Nordsee zeigte sich Paul von ihrer schönsten Seite
Bergen aan Zee hatte außer dem Fremdenverkehrsbüro, seinem schönen Strand und den Strandcafes nicht viel zu bieten. Eigentlich gar nichts, dachte Paul. Vielleicht noch das Seeaquarium, an dem er vorbei gegangen war. Das Minibier nicht zu vergessen, wo gab es so etwas schon. Ein weiteres bemerkenswertes Detail erkannte Paul, als er zu seinem Fahrrad zurückkam. Zufällig schaute er auf den Parkgebühren-Automaten, neben dem er sein Fahrrad geparkt hatte. Die Gebühr für eine Stunde Parken betrug 1,23 €! Nicht 1,00 €, nicht 1,50 €, nicht einmal 1,20 €, sondern 1,23 €! Und auch noch drei ungerade Ziffern in einer kleinen Parkgebühr! Das beschäftigte Paul. Wer mochte nur auf diesen Einfall gekommen sein? In Deutschland drohte jedem gleichermaßen kreativen Mitarbeiter, der auch noch die Unverfrorenheit, den Mut oder die Naivität besaß, solche Vorschläge zu unterbreiten, ganz schnell die Arbeitslosigkeit.
Es war bereits 17 Uhr 20, was Paul im ersten Moment verwunderte. Dann fiel ihm ein, dass sie erst um 11 Uhr mit dem Frühstück begonnen hatten. Um 20 Uhr, so hatte er versprochen, wollte er zurück sein in Broek op Langedijk. Er kalkulierte eine volle Stunde Fahrtzeit ein - trotz zu erwartendem Rückenwind vorsichtshalber etwas mehr als er für die Herfahrt gebraucht hatte. Blieben ihm für Bergen nur gut 1 ½ Stunden. Pauls Zeitplanung entspannte sich, als er das Hotelverzeichnis studierte und feststellte, dass es in Bergen weniger Hotels gab als er angenommen hatte. Unter ihnen nur ein einziges 5-Sterne- und auch nur ein 4-Sterne-Hotel, das Bosvrede und das Best-Western Hotel Marijke. Die beiden wollte er sich noch ansehen.
Während das 4-Sterne Best Western Marijke im Zentrum von Bergen direkt an der Dorpsstraat lag und Paul nicht besonders gefiel, war das Bosvrede im Nordwesten der Stadt in den Wald hinein gebaut. Es war wunderschön gelegen. Mit seinen 22 Zimmern und zehn Suiten war es klein, ja fast intim und vor allem - abgelegen. Es war umgeben von einem zum Hotel gehörenden elf Hektar großen, bewaldeten Dünengebiet. Paul war sich am Nachmittag sofort sicher gewesen, das ‚richtige’ Hotel gefunden zu haben. Er war vom Wind zerzaust und in Freizeitklamotten vom Fahrrad gestiegen. So wollte er das Hotel nicht betreten. Er hätte sowieso nicht mehr ausreichend Zeit gehabt, es von innen zu erkunden. Das hatte er sich für seinen nächsten Besuch vorgenommen.
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Paul - Outplacement - 31. Okt, 19:32
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